The Big Apple...

New York - vor rund 10 Jahren war ich das letzte Mal in der Stadt - was hat sich geändert? An der Stelle, wo damals nur das riesige Loch der WTC-Baustelle besichtigt werden konnte, steht heute das imposante 9/11 Memorial und das neue One World Center mit dem Observatory in 1776 feet Höhe. Angeblich weil 1776 (am 4. Juli) die Unabhängigkeitserklärung unterschrieben wurde. Ansonsten wird in Manhattan an jeder Ecke gebaut - wie vor 10 Jahren. Man könnte glauben, es sind noch die gleichen Baustellen…

 

Die Stadt begrüßte uns mit einem sehr negativen Beigeschmack. An der ersten Mautstelle (Goethals Bridge) verlangte die junge Dame im Kassenhäuschen 50,- $ Maut von uns. Wir dachten an einen Hörfehler und gaben ihr 15 $. Nö, sie verlangte tatsächlich 50 $. Wir wären ein Fahrzeug der Klasse 7 und daher wäre genau diese Summe fällig. Da wir von der Fahrt schon sehr geschlaucht und müde waren, gaben wir ihr nach einer kleinen Diskussion die verlangte Summe und ließen uns aber eine Quittung ausstellen.

 

Die nächste Enttäuschung dann am gebuchten Campground, dem „Camp Gateway - Brooklyn Jamaica Bay“ auf dem ehemaligen Floyd Bennet Field Airport. Unser Stellplatz war auf einer ehemaligen Beton-Rollbahn. So weit, so gut. Aber die zahlreichen vorhandenen Mülltonnen waren bis zum Rand voll. Die Toiletten und Duschen hatten offensichtlich schon längere Zeit keine Reinigung mehr erlebt. Einen Ansprechpartner gab es nicht, obwohl der Camp Store bzw. das Office bereits seit dem 1. Mai geöffnet sein sollte. Wir hingen dort ein Briefchen an die Tür - dieses hing drei Tage später, also bei unserer Abreise, immer noch dort. Ein Witz aber waren die „Quit Hours ab 10 pm“. Da keinerlei Aufsichtspersonal vorhanden war, trafen sich just zu dieser Zeit die „Racer“ der Umgebung um ihre Fahrzeuge mit aufheulenden Motoren und durchdrehenden Reifen geräuschvoll auszufahren. Wir haben’s überlebt, aber eine Empfehlung ist der Platz wirklich nicht.

 

An allen drei Tagen fuhren wir morgens quer durch Brooklyn in Richtung Manhattan. Am ersten Tag fanden wir ein Parkhaus genau zwischen der Brooklyn- und Manhattan Bridge. 16$ für den ganzen Tag, inklusive Parkservice, erschien uns ein fairer Preis. Service bedeutete in diesem Fall, dass wir den Wagen am Eingang abgaben und am Abend am Ausgang wieder abholen konnten. Anfangs war ich skeptisch, aber ich wurde eines Besseren belehrt. Nach einem langen Tag und 21.000 Schritten durch Manhattan, bekamen wir den Wagen unversehrt zurück.

 

An einem anderen Tag sahen wir auf unserer Zufahrtsstraße, der Flatbush Ave. in Brooklyn, Polizisten, die mit einer „Radarpistole“ die Geschwindigkeit der Fahrzeuge kontrollierten. Nichts Besonderes, zumal wir nicht zu schnell unterwegs waren. Aber knappe 200 Meter weiter, stand erneut eine Gruppe Uniformierter und übte die gleiche Tätigkeit aus. Das ganze wiederholte sich noch fünf Mal. Auf knapp 1,5 Kilometern wurde siebenmal geblitzt. Police-Academie auf Klassenfahrt???

 

Vor der St. Patrick’s Cathedral sahen wir rund 35 Polizeimotorräder in einer Reihe aufgestellt mit den dazugehörigen Cops im „Sonntagsanzug“.  Wir dachten zuerst an eine Hochzeit eines Polizisten, aber weit gefehlt: Die Motorradstaffel des NYPD hatte kalifornische Kollegen zu Besuch, denen man die Stadt zeigen wollte. Die New Yorker fuhren wie bisher Harley Davidson Maschinen, die Kalifornier waren auf BMW Krädern angereist.

 

 Übrigens, fragt man in New York drei Polizisten, wie man am besten mit Wagen und Anhänger aus der Stadt herauskommt, erhält man mindesten vier verschiedene Antworten. Aber sie waren freundlich und hilfsbereit.

 

 

Wir hatten geplant, nur einen der „großen Drei“ zu besuchen und die Aussicht dort zu genießen. Preislich liegen das Empire State Building, der Top of the Rock und das One World Observatory auf einer Ebene. Unsere Wahl fiel dann auf das Rockefeller Center, weil man von der dortigen Aussichtsplattform auch ohne störende Scheiben fotografieren konnte. In luftiger Höhe (Für mich, als einen Menschen mit Höhenangst, ist es dort oben gleichzeitig schön und schaurig!) sprach uns ein Paar auf Deutsch an. Sie würden diese Nacht wieder zurück nach Good Old Germany fliegen und hätten noch zwei Tickets für das One World Observatory übrig, die sie uns schenken wollten. Wir quatschten noch eine Weile über Gott und die Welt und über unsere NY-Erfahrungen, bevor wir uns mit der Vorfreude auf das One World Observatory verabschiedeten.

 

Am anderen Tag ging es dann wieder hoch hinaus (Blöde Höhenangst). Im „Rock“ hat man zwar keine störenden Scheiben vor der Nase, aber die gebotene Show im One World Center ist dafür einmalig. Schon im Aufzug, dessen Wände und sogar die Decke aus Monitoren besteht, wird während der Fahrt die Entwicklung New Yorks von damals bis heute gezeigt. Oben ankommen steht man vor einer großen Wand auf der zahlreiche Beamer eindrucksvolle Bilder von New York zeigen. Nach der Präsentation öffnet sich die Wand und gibt überraschend den Blick auf das reale New York frei - Woow…  Wir hatten schönes Wetter und die Sicht war gigantisch. Auf der einen Seite Upper Manhattan mit den vielen Wolkenkratzern, auf der anderen Seite der Blick auf den unteren Zipfel der Halbinsel, auf die Brooklyn Bridge, Gouverners Island und die Freiheitsstatue.            

 

Gegessen haben wir auch. Ein Besuch bei Katz’s ist obligatorisch - das Pastrami-Sandwich ein Gaumenschmaus. Auch wenn es inzwischen 21$ kostet, ist es jeden Cent wert - selbst wenn es nicht mehr die Reaktion von Meg Ryan erzeugt. Und die Atmosphäre im Deli ist einmalig. Man muss es mal erlebt haben. Auch waren wir im Beer Garden Loreley, wo bei einem leckeren Gaffelkölsch vom Fass auch gleich extreme Heimatgefühle aufkamen: Wenn ich so an ming Heimat denke…

 

Spätestens beim deftigen Hamburger von Shake Shack (einer Empfehlung meines Schwiegersohns folgend) war die Heimat wieder vergessen und bei Bubba Gump am Times Square schmeckten uns die Shrimps und Jamblaya - hot and spicy!   

 

 

Mit dem Besuch des Central Parks schauten wir uns auch das Dakota Building an, vor dem 1980 John Lennon erschossen wurde, und waren entsetzt, wie die Touristen mit der Gedenkstätte Strawberry Fields umgingen. Über das Imagine-Mosaik wurde getrampelt oder man legte sich darauf und ließ sich fotografieren. Natürlich ist es nicht das Grab von John Lennon, aber ich war nicht der einzige, der über diese Würdelosigkeit den Kopf schüttelte. 

New York - Wir haben das Flat Iron Building gesehen, waren in der ehrwürdigen Public Libary, sind mit der Staten Island Ferry gefahren, hörten Straßenmusikern zu, haben das 9/11 Memorial besucht und uns im Bryant Park ausgeruht. Beeindruckend waren auch die Subway-Fahrten während der Rush Hour oder der Walk über die Brooklyn Bridge. Unsere Füße taten abends weh und der Nacken war verkrampft vom Hochschauen auf die Billboards und die imposanten Hochhäuser der verschiedenen Epochen. Aber wir haben auch die Schattenseiten gesehen. Menschen, die auf dem Bürgersteig gepennt haben, die ihr ganzes Hab und Gut in einem Einkaufswagen vor sich herschoben. Pferde, die weitab ihrer natürlichen Umgebung, Kutschen mit übergewichtigen Menschen durch den Asphalt- und Abgas-Dschungel ziehen mussten.

So oder so - New York hat bleibende Eindrücke hinterlassen.

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Anna (Freitag, 19 Mai 2017 11:41)

    Na, da habt Ihr doch viele Klassiker in NYC erlebt und angesehen. Sehr schön!

    Die Parkgebühr finde ich für DUMBO auch sehr akzeptabel. *daumenhoch*
    Was die Blitzer angeht, ist das doch eine geniale Idee. Die meisten Geblitzten denken doch vermutlich, das war es jetzt (nach der 1. Blitze), und geben wieder Gas. Dann erwischt es sie eben nochmal.